Dienstag, 12. Februar 2008

Schwank



Schwank [mittelhochdeutsch swanc »lustiger Streich«], seit dem 15. Jahrhundert Bezeichnung für scherzhafte Erzählungen in Vers und Prosa; seit Ende des 19. Jahrhunderts auch Schauspiel mit Situations- und Typenkomik. Bevorzugte Themen sind die Tücken des Alltags oder die Verspottung der literarischen Figur des Dummen durch einen Listigen. Schwankhafte Elemente können in vielen literarischen Gattungen auftreten: Beispiele für frühe Schwankerzählungen (als Verserzählung Schwankmäre) kommen von dem Stricker, H. Rosenplüt und H. Sachs, die französischen Fabliaux, die neulateinischen Fazetie (G. F. Poggio Bracciolini) gehören dazu, ebenso die Schwankmärchen (z. B. »Das tapfere Schneiderlein«). Vorbild vieler Schwanksammlungen war das »Rollwagenbüchlein« (1555) von J. Wickram. Blütezeit des deutschen Schwanks war das 16. und der Beginn des 17. Jahrhunderts. Schwankhafte Elemente treten auch noch bei J. J. C. Grimmelshausen auf. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der dramatische Schwank beliebt und verdrängte auf dem Theater die Posse (F. und P. Schönthan, L. Thoma). Die Tradition des Schwanks (meist dialektal und lokal gefärbt) pflegen heute Privatbühnen wie das Millowitsch-Theater in Köln, das Ohnsorg-Theater in Hamburg oder die Löwinger-Bühne in Wien.

Meyers Lexicon


Grimmelshausen, Johann (Hans) Jacob Christoffel von, Pseudonym u. a. German Schleifheim von Sulsfort, Erzähler, * Gelnhausen 12. 3. 1621, † Renchen (bei Offenburg) 17. 8. 1676. Grimmelshausen, Sohn eines Bäckers und Gastwirts, wurde früh elternlos und geriet 1635 in die Kriegswirren, die er als Trossbube und Soldat erlebte. 1667 wurde er Schultheiß in Renchen; konvertierte zum katholischen Bekenntnis. Sein Hauptwerk ist der Roman in fünf Büchern »Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch« in zum Teil mit Dialekt durchsetzter Sprache (1669, noch 1669 erschien eine 2. Auflage und die »Continuatio des abentheuerlichen Simplicissimi ...« als 6. Buch). Die in der Ichform erzählte Lebensgeschichte eines jugendlichen Abenteurers ist das bedeutendste literarische Dokument der deutschen Barockliteratur und realistische Darstellung der Zeit- und Sittengeschichte; sie steht u. a. in der Tradition des spanischen Schelmenromans und der volkstümlichen Schwank- und Sagenliteratur. Mittel des satirischen Erzählens ist die Perspektive eines »tumben Toren«, der Erfahrungen mit der Welt des Dreißigjährigen Krieges macht. Unbeständigkeit und Wahn der Welt sowie die Hoffnung auf Erlösung im Jenseits sind das ständig variierte Thema auch der Simplizianischen Schriften »Trutz Simplex: oder Ausführliche und wunderseltzsame Lebens-Beschreibung Der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche« (1670), »Der seltzame Springinsfeld« (1670), »Das wunderbarliche Vogel-Nest« (1672) u. a.


Simplicissimus

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